Impulsvortrag 10 Jahre StartupDorf Düsseldorf
Liebe Geburtstagsgesellschaft,
liebe Mitglieder und Freunde des StartupDorfs,
Kennen gelernt haben wir uns im OB Wahlkampf 2014. Hanns Tappen sprach mich an, um die damals gerade gegründete Organisation ein wenig vorzustellen.
Ich dachte, das passt wunderbar zu Düsseldorf.
Immerhin hatte ich damals nach ein paar Monaten Wahlkampf und vielen Gesprächen bereits einen Eindruck davon, dass Düsseldorf eigentlich ein ziemlicher Misnomer ist. Die Stadt ist alles andere als ein beschauliches Dorf an der Düssel. Vielmehr handelt es sich um eine lebendige Metropole am Rhein.
Gerade die Geschichte seit Beginn der Industrialisierung zeigt, dass die Stadt eigentlich immer auf der Höhe der Zeit war, immer hungrig und offen für Neues war und deshalb immer so ziemlich an der Spitze der industriellen und wirtschaftlichen Entwicklung stand.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert bestimmten Stahl- und Röhrenwerke die Entwicklung. Im Kaiserreich wurde Düsseldorf zum „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ mit bedeutenden Konzernzentralen. Gleichzeitig entstand ein bedeutender Finanzplatz mit Banken und Versicherungen. Nach dem Krieg entwickelte sich in der Stadt ein Cluster der Kommunikations- und Informationstechnologie. Und gleichzeitig wurde Düsseldorf Deutschlands Hauptstadt der Mode, der Werbung und ganz generell der Kreativwirtschaft. Dass sich an kaum einem anderen Standort in Deutschland so viele Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater herumtreiben, sei nur am Rande erwähnt.
Insofern erschien es nur folgerichtig, dass sich in dieser Stadt auch viele Startups tummeln würden. Dem war aber erstaunlicherweise nicht so. Viel mehr hatte sich das entsprechende Ökosystemen bislang nur ansatzweise entwickelt und man konnte geradezu von einer Startup-Diaspora sprechen.
Da kam das StartupDorf also gerade recht.
Und so ein bisschen hatte es in der Tat etwas von einem Dorf. Allerdings weniger von einem verschlafenen Dorf, als vielmehr von einem kleinen gallischen Dorf, das lebendig und innovativ war und eigentlich keine Lust hatte, sich zu einer behördigen Bürokratie zu entwickeln und auf politische Entscheidungen zu warten.
Viel mehr konzentriert man sich von Anfang an auf vier Schlüsselaktivitäten:
PR & Storytelling.
Wie sagt man so schön: Tu Gutes und rede darüber. Erzähle die Erfolgsgeschichten der Community, und wenn’s sein muss, auch die Misserfolge; manchmal liegen ja bekanntlich Ftart up und Fuck up recht eng beieinander, aber was soll’s? Aber wenn ein Startup nicht fliegt, ist man bekanntlich nicht gescheitert, sondern nur eine Erfahrung reicher.
Matchmaking.
Das ist das Geschäft mit der Vernetzung. Wie bringt man die Community zusammen mit potentiellen Kunden, Investoren und Partnern. Immerhin ist Düsseldorf ein bedeutender Finanzplatz und auch ansonsten gibt hier sehr viel Geld, das sinnvoll investiert werden möchte. Und viele große Unternehmen haben hier ihren Sitz. Logisch, dass das StartupDorf insofern Start up Members und Supporting Members hat.
Advocating.
Das klingt natürlich viel besser als Lobbying, meint aber ziemlich dasselbe. Natürlich braucht die Startup Community in Düsseldorf eine klare, vernehmliche Stimme. Gegenüber der Politik, der Wirtschaft und der Stadtgesellschaft ganz allgemein. Auch dafür gibt es das StartupDorf!
Schließlich: Educating.
Gründer sind die Gründer, weil sie für ihr Produkt und für ihre Geschäftsidee brennen. Die fliegt aber nicht von allein. Vielmehr muss man sich dafür leider auch mit rechtlichen, organisatorischen, regulatorischen, steuerlichen, und den ganzen sonstigen Brimborium einer in Deutschland überbordenden Bürokratie auseinandersetzen. Zum Glück hilft auch hier das StartupDorf!
Gut, jetzt kannte ich also das StartupDorf!
Und was sollte die Stadt, beziehungsweise was sollte ich als zukünftiger Oberbürgermeister hier noch machen?
Nun, ganz ehrlich. In erster Linie das, was die Politik so ungern tut, aber viel häufiger tun sollten, nämlich: Sich selber nicht so richtig nehmen.
Welche technischen Innovationen sich durchsetzen, welche Produkte erfolgreich sind, welche Skills man dafür braucht – das wissen die Gründer zumeist am besten und entscheidet letztlich ohnehin der Markt.
Deshalb sollte man sie machen lassen! Und Staat, Stadt und Politik sollten sich darauf beschränken, Rahmenbedingungen zu setzen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der Startups sich entwickeln können und ihr Ökosystem gedeihen kann.
Beispielsweise dadurch, dass wir Immobilien an hippen Orten zur Verfügung stellen, etwa den Startplatz im Hafen, mit dem das StartupDorf von Anfang an zusammengearbeitet hat. Oder indem wir die Flächen für Coworkingspaces in kürzester Zeit vervielfachen. Aber auch, indem wir Formate schaffen und Plattformen entwickeln, bei denen sich die Community vernetzen und präsentieren kann. Die Startup Week, der Digital Demo Day aber auch die Aktivitäten des Digi Hubs sind ein Beispiel dafür.
Was wünsche ich der Startup Community anlässlich des zehnten Geburtstags des StartupDorfs?
Bleibt innovativ, neugierig und hungrig! Seid verliebt in den Erfolg. Und was euch vielleicht wundert, von einem Politiker zu hören: Lasst euch politisch nicht vereinnahmen. Auch nicht von irgendwelchen Fördertöpfen und Subventionen. Ich kann ja verstehen: wenn’s Pudding regnet, muss man die Löffel rausstrecken. Aber häufig ist das mit eine Antrags- und Abrechnungsbürokratie verbunden, die vom eigentlichen Geschäft eher ablenkt.
Entscheidend ist die Geschäftsidee, das unverwechselbare Produkt und die unbedingte Wille und die Leidenschaft, es im Markt durchzusetzen.
Eines noch: lasst euch auch nicht verrückt machen von ESG, CSR, Compliance, SDG’s, political correctness und all den Dingen, die alle gut gemeint sind, aber meistens nicht wirklich gut. Nachhaltig wirtschaften werdet ihr ohnehin, denn ihr wollt ja kein Stromfeuer entfachen, sondern auf Dauer erfolgreich sein.
Also vergesst nie: Ihr seid keine Politiker, sondern Unternehmer. Und das ist auch gut so.